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28.09.2021

Im Jugendhilfe- und Sozialausschuss

Maßnahmen gegen negative Auswirkungen der Coronapandemie bei jungen Menschen

Die Corona-Pandemie brachte es unter anderem mit sich, dass Schulen und Kindertageseinrichtungen geschlossen werden mussten. Welche Auswirkungen das auf Kinder und Jugendliche hatte und welche Maßnahmen eingeleitet wurden, bekam der Jugendhilfe- und Sozialausschuss aufgezeigt, der am 27. September in der Sporthalle des Altenbürgzentrums in Karlsdorf-Neuthard zusammenkam.

Erste Untersuchungen gehen davon aus, dass bundesweit rund ein Drittel der Kinder auf den durch die Corona-Pandemie verursachten Stress mit negativen Verhaltensänderungen reagiert wie z.B. depressiven Verstimmungen, psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen – bis hin zur Zunahme suizidaler Gedanken und Handlungen, berichtete Jugendamtsleiter Dominik Weiskopf. Die bereits vor der Pandemie angespannte Situation in der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung habe sich damit weiter verschärft. Bei vielen Schülerinnen und Schüler haben die Schulschließungen und digitale Lernformen zu Wissenslücken geführt. In Kindertageseinrichtungen wurde ein starker Anstieg bei Kindern mit besonderen sozialen und emotionalen Bedürfnissen registriert. Allein im Amt für Versorgung und Rehabilitation nahmen im ersten Halbjahr 2021 die Anträge auf Integrationshilfen von 318 im Januar auf 366 im Juni zu.

Maßnahmen wurden auf allen staatlichen Ebenen ergriffen: Das Bundesaktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ startete während der Sommerferien. Es zielt darauf ab Lernrückstände abzubauen, die frühkindliche Bildung zu stärken und Unterstützungsangebote im Alltag und in der Schule zu fördern. Auch im Landkreis Karlsruhe nahmen Schülerinnen und Schüler von allgemeinbildenden, beruflichen und Förderschulen an den „Lernbrücken“ in den letzten beiden Ferienwochen teil. Ergänzend dazu konnten Schülerinnen und Schüler mit einem Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket im Rahmen der Sonderaktion zur Lernförderung „BuT Plus“ eine kostenfreie Lernförderung bzw. Nachhilfe für bis zu 30 Stunden in den ersten vier Wochen der Sommerferien in Anspruch nehmen. Familien die in einer Gemeinschaftsunterkunft oder einem Kombi-Modell wohnen, wurden vom Amt für Integration, den kommunalen Integrationsbeauftragten und Ehrenamtlichen unterstützt z.B. beim Homeschooling und der Organisation von Tablets im Rahmen des DigitalPakts Schule sowie bei der Inanspruchnahme der Notbetreuung. Zum neuen Schuljahr startete das Förderprogramm „Lernen mit Rückenwind“: Förderschwerpunkt sind die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und die jeweiligen Profilfächer der beruflichen Schulen, ergänzt durch Angebote im sozial-emotionalen Bereich. Aber auch Maßnahmen in der frühkindlichen Bildung und für Sport-, Freizeit- und Ferienaktivitäten sowie für Alltagsunterstützung sind Teil des Aktionsprogramms. Das Landratsamt Karlsruhe profitiert von diesem Programm im Bereich der „Frühe Hilfen“ und plant, eine Förderzusage vorausgesetzt, das Angebot eines heilpädagogischen Fachdienstes, der Eltern und Fachkräfte beim Umgang mit Kindern im Alter bis drei Jahren mit besonderen emotionalen und sozialen Bedürfnissen berät. Über die Sondertranche „REACT-EU“ des Europäischen Sozialfonds (ESF) in Höhe von 440.000 € können im Landkreis Karlsruhe in den Jahren 2021 und 2022 eine ganze Reihe weiterer Angebote und Kurse z.B. zum Erwerb von digitalen Kompetenzen, zum Übergang von der Schule in den Beruf und zur Gewährleistung der Chancengleichheit gemacht werden.

Daneben hat der Landkreis – auch in Zusammenarbeit mit Partnern - Unterstützungsangebote gemacht wie eine digitale Fachveranstaltung mit 130 Fachkräften aus der Kinder- und Jugendhilfe oder im Rahmen der Aktion „Come together - Get loud! Your voice aus der Coronazeit!“, wo verschiedene Jugendzentren mit einem Aktionsbus angefahren wurden. Ergänzend plant das Jugendamt gemeinsam mit dem Kreisjugendring e.V. die Durchführung eines Jugendbeteiligungs-Formates.

„Trotz der bereits ergriffenen Maßnahmen werden sich viele der negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie nur mittelfristig beheben lassen“, bilanzierte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel, der für eine nachhaltige Stärkung der Strukturen vor Ort, als Ergänzung zu den befristeten Aktionsprogrammen plädierte. Noch stärker als bisher gelte es, neben der Vermittlung von Wissen auch die soziale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler in den Blick zu nehmen.