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Kreisgeschichte

Ur- und Frühgeschichte

Die Geschichte der Besiedlung des Karlsruher Raums lässt sich über mehrere Jahrtausende zurückverfolgen. Ausgehend von der Alt- bzw. Mittleren Steinzeit lassen sich an verschiedenen Punkten des Kreisgebiets Fundstätten menschlicher Überreste sowie zahlreicher Gerätschaften und Gefäßscherben feststellen. Von besonderer Bedeutung für unser Gebiet ist die sogenannte Michelsberger Kultur, die nach ihrem Siedlungsort auf dem 272 Meter hohen Michaelsberg bei Untergrombach (Stadt Bruchsal) benannt und in die Jungsteinzeit (ca. 4000 v. Chr.) zu datieren ist. Vor allem das Kraichgauer Hügelland mit seinen fruchtbaren Böden war für die Menschen der damaligen Zeit von besonderer Bedeutung, während die Rheinebene dagegen nur eine sporadische Besiedlung erfuhr. Mit Beginn der Eisenzeit (700 v. Chr.) breitete sich die keltische Kultur über weite Teile Europas aus und hinterließ zahlreiche Spuren auch im Landkreis Karlsruhe. Hügelgräber und Urnenfelder sowie Schmuck und Gefäße zeugen von nicht unbedeutender Kunst und Kultur unserer frühen Vorfahren.

Im ersten vorchristlichen Jahrhundert wurden die Kelten durch vordringende kriegerische Germanenstämme verdrängt, die rund 100 Jahre auf rechtsrheinischem Gebiet siedelten, ehe um das Jahr 70 n. Chr. die Römer unseren Raum besetzten und es zu einer Vermischung germanischer und römischer Bevölkerungsgruppen kam. Bedeutende Römersiedlungen befanden sich unter anderem in Stettfeld (Gemeinde Ubstadt-Weiher) und Ettlingen, wobei sich in Stettfeld zwei große Römerstraßen kreuzten. Das dortige Römermuseum gibt Zeugnis von der ehemaligen römischen Kolonie am Nordrand des Kreisgebiets. Eine römische Befestigungsanlage, das Wagbachkastell, befand sich auf der Gemarkung Wiesental (Stadt Waghäusel) zur Überwachung einer Wagbachfurt. Zahlreiche Gutshöfe belegen die dichte Besiedlung während der ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderte. Im Laufe des dritten Jahrhunderts drang der Stamm der Alemannen nach Süden bis an den Alpenrand vor, so dass bereits um das Jahr 260 sämtliche römische Siedlungen und Gutshöfe verlassen waren. Aus dieser Zeit sind vornehmlich Grabfunde, beispielsweise bei Philippsburg, Graben-Neudorf und Zeutern (Gemeinde Ubstadt-Weiher) zu verzeichnen.

Nach der für die Franken erfolgreichen Schlacht bei Zülpich (westlich von Köln) gegen die Alamannen im Jahr 496/97 musste sich letztere Stammesgruppe weiter nach Süden zurückziehen, so dass das Karlsruher Kreisgebiet nunmehr vollständig zum Frankenreich gehörte. Neben der Einführung des Christentums und dem Bau erster Kirchen findet man in der alamannisch-fränkischen Besiedlung auch den Grundstein für zahlreiche Gemeinden unseres Landkreises, deren urkundlichen Ersterwähnungen in das 8. Jahrhundert fallen. So deuten die Ortsnamen mit ihren für diese Zeit typischen Endungen auf -ing, -ingen, -heim oder -statt auf eine alemannisch-fränkische Gründung hin.

Mittelalter und frühe Neuzeit

Schlacht bei Waghäusel

Vom hohen Mittelalter ausgehend waren bis Ende des alten Reiches im Jahr 1803 insgesamt sechs Herrschaften im Kreisgebiet vertreten:

  • die Markgrafschaft Baden,
  • das Hochstift Speyer,
  • das Herzogtum Württemberg,
  • die Kurpfalz,
  • die Reichsritterschaft und
  • die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt im Kondominatsort Kürnbach.

Während die Markgrafen von Baden und die Fürstbischöfe von Speyer ein relativ geschlossenes Territorium ausbilden konnten, waren zahlreiche Ortschaften vor allem im Kraichgau in einer komplizierten Gemengelage aufzufinden.

Noch bevor sich die Empörung über die schlechten sozialen Zustände im Reich in der Erhebung der Bauern im Jahr 1525 entlud, brach 1502 ein Aufstand unter dem Bauernführer Joß Fritz im Hochstift Speyer aus, der als der "Bundschuh zu Untergrombach" bezeichnet wird.

Neben dem rechtsrheinischen Gebiet des Hochstifts wurden auch die Kurpfalz und die Markgrafschaft Baden von dieser Revolte erfasst. Das Zeitalter der Reformation hinterließ auch im Landkreis Karlsruhe nachhaltige Spuren. So führten der baden-durlachische Landesteil der Markgrafschaft Baden, das Herzogtum Württemberg, die Kurpfalz und die reichsritterschaftlichen Gebiete die Reformation in ihren Gebieten ein, während die Bevölkerung des Fürstbistums Speyer sowie der Markgrafschaft Baden-Baden beim katholischen Glauben verblieb. Bedeutende Reformatoren waren der 1497 in Bretten geborene Philipp Melanchthon, ein Wegbegleiter Martin Luthers, und der aus Ettlingen stammende Caspar Hedio.

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) sowie der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697) hinterließen in fast allen Städten und Gemeinden des Landkreises schwere Verwüstungen. Vor allem die ehemalige Reichsfestung Philippsburg in unmittelbarer Grenzlage zu Frankreich war bis zu ihrer Schleifung um das Jahr 1800 ein ständiger Quell der Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich. In Philippsburg befindet sich heute ein wehrgeschichtliches Museum mit einer waffengeschichtlichen Sammlung vom 16. bis 19. Jahrhundert, das auf die ehemalige Bedeutung der Stadt, die einstmals auch Bischofsstadt gewesen war, hinweist. Bedingt durch die Zerstörungen der beiden Kriege gehen die historischen Privat- und öffentlichen Gebäude im wesentlichen auf die Jahre nach 1689 zurück. Die aus dieser Zeit stammenden Stadtkerne von Bretten und Ettlingen geben Zeugnis aus der Zeit des Wiederaufbaus um das Jahr 1700.

Der Pfälzische Erbfolgekrieg bedingte auch eine Verlegung der Residenz der Speyerer Bischöfe von Philippsburg nach Bruchsal das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Barockresidenz ausgebaut wurde. Bei dem Luftangriff vom 1. März 1945 wurden große Teile der Stadt und des Schlosses völlig zerstört. Nach umfangreichen Wiederaufbauarbeiten dient das Schloß heute als Museum. Ebenfalls zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Ettlinger Schloß nach seiner Zerstörung neu aufgebaut und diente zunächst als Witwensitz für Markgräfin Augusta Sibylla, der Gattin des Türkenlouis.

Als drittes Gebäude dieser Epoche wurde das heute als Zweigstelle der Justizvollzugsanstalt Bruchsal dienende ehemalige Jagdschloß Kislau auf der Gemarkung Bad Schönborn errichtet. Im Wallfahrtsort Waghäusel errichtete Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn neben dem Kloster das Schlösschen Eremitage. Bis auf die Wallfahrtskirche wurden sämtliche Gebäudeteile von der nach 1837 auf diesem Gelände errichteten Zuckerfabrik mit in den Industriekomplex einbezogen.

Neuzeit und Zeitgeschichte

Der heutige Landkreis Karlsruhe gehörte vor dem Jahr 1803 drei Reichskreisen an: dem Schwäbischen (Markgrafschaft Baden und Herzogtum Württemberg), dem Oberrheinischen (Fürstbistum Speyer) und dem Kurrheinischen (kurpfälzisches Amt Bretten).

Im Zuge der Napoleonischen Flurbereinigung, der Beschlüsse des Reichsdeputationshauptschlusses sowie im Anschluss an die Rheinbundakte wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine grundgelegende Neuordnung auf dem Gebiet des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation vorgenommen.

Das 1806 zum Großherzogtum Baden erhobene Staatswesen teilte sein Territorium in insgesamt 119 Ämter - 66 landesherrliche und 53 standesherrliche Ämter - ein darunter das rund 10.000 Einwohner umfassende Bezirksamt Karlsruhe. Neben dem Bezirksamt Karlsruhe befanden sich zu dieser Zeit weitere neun Ämter auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Karlsruhe: Bretten, Bruchsal, Durlach, Ettlingen, Gochsheim, Gondelsheim, Kislau, Odenheim und Philippsburg, die jedoch im Zuge von Verwaltungsreformen der Jahre 1809 bis 1973 nach und nach aufgehoben wurden. Die rein staatlichen Bezirksämter gehörten mehrheitlich dem Pfinz- und Enzkreis sowie dem Murgkreis an. Beide Kreise waren von 1819 bis 1832 vereinigt und bildeten bis 1863 einen Teil des Mittelrheinkreises. Aufgrund des Gesetzes vom 5. Oktober 1863 wurden in Baden elf Kreise als Selbstverwaltungskörperschaften ohne staatliche Funktionen gebildet, die jeweils mehrere Bezirksämter umfaßten. Der Kreis Karlsruhe umfaßte die Bezirksämter Bretten, Bruchsal, Durlach, Ettlingen, Karlsruhe und Pforzheim und hatte im Jahr 1875 rund 258.000 Einwohner. Zu den Aufgaben der Kreise zählten insbesondere die Unterhaltung von Fürsorgeeinrichtungen, hauswirtschaftlichen und gewerblichen Schulen, die Förderung des Verkehrs und die Unterhaltung von Straßen.

Wichtige Schritte auf dem Weg zur Neugliederung der Verwaltung unternahm man in den Jahren 1924 und 1936, als die Anzahl der Bezirksämter von 53 auf 27 verringert wurde.

Verwaltungsgebäude am Schlossplatz 1960 - 1998

Auf dem Gebiet des heutigen Landkreises überstanden lediglich die Bezirksämter Bruchsal und Karlsruhe diese beiden Reformen. Das Gesetz über die Landkreisselbstverwaltung vom 24. Juni 1939 erbrachte in Baden erstmals die Identität von staatlichem unteren Verwaltungsbezirk und Selbstverwaltungskörperschaft. An der Spitze der Verwaltung stand der vom Staat ernannte Landrat (bis 1924 führte er den Titel Oberamtmann).

Bei der Gründung des Bundeslandes Baden-Württemberg war das Land in 63 Landkreise und neun Stadtkreise eingeteilt. In den nächsten 30 Jahren wuchsen die Landkreise mehr und mehr in die Funktion eines Gestaltungsfaktors im Wirtschafts- und Sozialleben hinein. In größerem Umfang hatten sie überörtliche Planungs-, Versorgungs- und Entwicklungsaufgaben wahrzunehmen, um für eine ausgewogene Struktur des Kreisgebiets zu sorgen.

Das Kreisreformgesetz vom 26. Juli 1971 verringerte die Zahl der Landkreise auf 35. Im Zuge dieser Verwaltungsreform wurden der Landkreis Bruchsal aufgehoben und sämtliche Städte und Gemeinden dem Landkreis Karlsruhe zugeschlagen, der zusätzlich noch mit einzelnen Gemeinden der ehemaligen Kreise Sinsheim, Pforzheim, Rastatt und Vaihingen erweitert wurde. Damals entstand der bis heute viertgrößte Landkreis Baden-Württembergs mit nunmehr rund 430.000 Einwohnern.

Im Zuge der Gemeindereform, die von 1969 bis 1975 vollzogen wurde und zu zahlreichen Fusionsgemeinden führte, verringerte sich die Anzahl der selbstständigen Städte und Gemeinden auf dem Gebiet des Landkreises Karlsruhe von ehemals 98 auf 32. Darunter befinden sich derzeit die Großen Kreisstädte Bretten, Bruchsal, Ettlingen, Rheinstetten, Stutensee sowie Waghäusel. Die kleinste Kommune im Landkreis ist die Gemeinde Zaisenhausen mit rund 1.700 Einwohnern, die größte die Stadt Bruchsal mit 42.400.

Seit Mitte der 1990er Jahre wurde der Aufgabenbereich des Landratsamtes Karlsruhe wesentlich erweitert. Durch das am 1. Juli 1995 in Baden-Württemberg vollzogene Sonderbehörden-Eingliederungsgesetz wurden die Aufgaben der bis dato staatlichen Veterinärämter und Gesundheitsämter sowie Teile der Wasserwirtschaftsämter auf die Landratsämter übertragen.

Mit dem zum 1. Januar 2005 in Kraft getretenen Verwaltungsstruktur-Reformgesetz wurden weitere Verwaltungsbereiche von der staatlichen auf die kommunale Ebene verlagert und in das Landratsamt Karlsruhe wurden folgende Behörden eingegliedert: die Forstämter Bretten, Bruchsal, Karlsbad, Karlsruhe-Hardt und Philippsburg, das Landwirtschaftsamt Bruchsal, das Vermessungsamt Karlsruhe, die Straßenbauverwaltung, die Bereiche Wirtschaftskontrolldienst und Lebensmittelüberwachung von der Polizeidirektion, das Versorgungsamt, das Gewerbeaufsichtsamt, der Landeswohlfahrtsverband, Teile der Gewässerdirektion sowie das Staatliche Schulamt, das, nach Beschluss der Landesregierung aus dem Jahr 2008, ausgegliedert wurde.

Eine herausragende Leistung der Stadt und des Landkreises Karlsruhe wurde in den vergangenen Jahren auf dem Gebiet des Öffentlichen Personennahverkehrs geleistet, dessen Anfänge in die 1970er Jahre zurückreichen. Seit den 1980er Jahren wurden immer mehr Städte und Gemeinden aus dem Umland Karlsruhes an das Stadtbahnnetz angeschlossen, das sich inzwischen auch bis in die Nachbarlandkreise hinein erstreckt.

Von den 1.085 qkm Fläche werden im Landkreis Karlsruhe rund 80 % als landwirtschaftliche oder Waldfläche ausgewiesen. Dennoch haben längst der Dienstleistungssektor, das verarbeitende Gewerbe in Industrie und Handwerk sowie zahlreiche mittelständische Unternehmen der Landwirtschaft den Rang abgelaufen.

Kontinuierlich ausgebaut wurden in den vergangenen Jahrzehnten die beiden in der Trägerschaft des Landkreises Karlsruhe stehenden Kliniken: die Fürst-Stirum-Klinik in Bruchsal und die Rechbergklinik in Bretten, die 1999 in Eigenbetriebe umgewandelt wurden. Begründet wurde das Bruchsaler Krankenhaus im Jahre 1906, die Brettener Klinik wurde 1965 eröffnet. Beide Krankenhäuser gingen zum 1. Januar 2009 in die Regionale Kliniken Holding (RKH) GmbH mit Sitz in Ludwigsburg über.

Der Landkreis Karlsruhe ist Schulträger von insgesamt acht beruflichen Schulen  und sechs Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren sowie vier Schulkindergärten, die über den gesamten Landkreis verteilt sind. An den beruflichen Schulen kann zwischen den fünf Schularten: 

  • Berufsschule 
  • Berufliches Gymnasium 
  • Berufskolleg 
  • Berufsfachschule 
  • Berufsfachschule 

gewählt werden.

Die per Gesetz auf den Landkreis übertragenen abfallwirtschaftlichen Aufgaben werden vom „Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Karlsruhe“ wahrgenommen, der seit 1999 als Eigenbetrieb geführt wird.

Landräte des Landkreises Karlsruhe seit 1945

  • 1945 - 1946 mehrere kommissarische Landräte
  • 1946 - 1971 Joseph Groß
  • 1971 - 1997 Dr. Bernhard Ditteney (1971-1972 als Amtsverweser)
  • 1997 - 2007 Claus Kretz
  • 2007 - heute Dr. Christoph Schnaudigel