Die Flüchtlingszahlen und damit der Bedarf an Unterbringung sind im Landkreis Karlsruhe weiterhin hochDie Betreuung unbegleiteter minderjähriger Ausländer wird in der Jugendhilfe zur Belastungsprobe Die Entwicklung der Flüchtlingszugänge und die Auswirkungen der steigenden Zahlen auf den Landkreis Karlsruhe sowie seine Städte und Gemeinden stellen diese weiterhin vor große Herausforderungen. Bis Jahresende 2023 rechnet die Verwaltung mit Zuweisungszahlen von monatlich 200 bis 300 Personen. Über 5.500 Geflüchtete aus der Ukraine sind im Landkreis Karlsruhe gemeldet, über 1.300 Menschen aus anderen Herkunftsländern hat der Landkreis im Verlauf des Jahres bislang neu in die vorläufige Unterbringung aufgenommen. Die Verwaltung legte dem Jugendhilfe- und Sozialausschuss in seiner Sitzung, die am Montag, 18. September, in der Sporthalle der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee stattfand, einen Sachstandsbericht dazu vor. Das Gremium nahm diesen zur Kenntnis. Die Zahl an Geflüchteten, die dem Landkreis zu Unterbringung zugeteilt werden, ist weiterhin auf hohem Niveau. Die Neuanmeldungen von Kriegsvertriebenen aus der Ukraine steigen wieder, nachdem sie einige Monate lang zwischen 20 und 100 Personen schwankten. Bis Jahresende rechnet die Verwaltung mit monatlich bis zu 100 Zuweisungen durch das Regierungspräsidium Karlsruhe. Aktuell sind im Landkreis Karlsruhe 5.529 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer gemeldet. Diese sind vorläufig durch den Landkreis, kommunal durch die Städte und Gemeinden oder privat untergebracht. Der Anteil der privaten Unterbringung liegt bei rund 57 Prozent, der Anteil der kommunalen Unterbringung bei rund 40 Prozent. Für die vorläufige Unterbringung dient seit Oktober 2022 die Liegenschaft in Bruchsal-Heidelsheim, der ehemalige Praktiker-Baumarkt, mit bis zu 440 Plätzen Gleichzeitig nehmen die Zugangszahlen von Geflüchteten aus anderen Herkunftsländern stark an Dynamik zu und liegen deutlich über denen des Vorjahres. Bis Jahresende rechnet die Verwaltung mit einer Steigerung auf monatlich 100 bis 200 Personen. 1.333 Personen wurden im Laufe dieses Jahres neu in die vorläufige Unterbringung aufgenommen, die damit erschöpft sind: Aktuell unterhält der Landkreis 13 Liegenschaften zur Unterbringung von Geflüchteten. Bis Jahresende rechnet die Verwaltung mit einem weiteren Bedarf von mindestens 600 Plätzen. Zuletzt wurden 40 neue Plätze in Weingarten in Betrieb genommen. Daneben werden weitere Liegenschaften in Östringen und in Bad Schönborn vorbereitet. Danach erfolgt die Verlegung in die Anschlussunterbringung der Städte und Gemeinden. Es ist bis Ende 2023 mit einer Verlegung von Geflüchteten aller Nationen in Höhe von 580 Personen zu rechnen. „Was die reine Unterbringung betrifft, kommen wir bis Jahresende mit unseren neuen Liegenschaften hin, aber das Angebot an Kindergarten- und Schulplätzen, ärztlicher Betreuung oder Sprachkursen hält mit diesem Zuwachs nicht Schritt“, zeigte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel auf. Ohne die soziale Infrastruktur werde die Integration aber nicht gelingen. Als Beispiel führte er die Vorbereitungsklassen bei den Berufsschulen auf, die bereits jetzt komplett ausgebucht sind. Vor besonderen Herausforderungen steht zudem die Jugendhilfe. Seit Sommer 2022 erlebt der Landkreis wieder einen deutlichen Anstieg der Zugangszahlen sogenannter unbegleiteter minderjähriger Ausländer (UMA). Den Sachstand hierzu nahm der Jugendhilfe- und Sozialausschuss ebenfalls in seiner Sitzung zur Kenntnis. Im August befanden sich rund 155 UMA in der Zuständigkeit des Landkreises. Wöchentlich wurden drei UMA von der Landesverteilstelle zugewiesen, weitere kamen über andere Zugangswege in den Landkreis und müssen ebenfalls jugendhilferechtlich untergebracht und betreut werden. Die Landkreisverwaltung kann bei deren Versorgung auf Strukturen und Erfahrungen aus den Jahren 2015 und 2016 zurückgreifen. Damals standen besonders der Ausbau von Unterbringungsmöglichkeiten und die Gewinnung von Fachpersonal zur Betreuung der UMA im Vordergrund. Übergeordnetes Ziel der Jugendhilfe bei der Unterbringung und Betreuung ist die gesellschaftliche Integration des jungen Menschen, insbesondere der Erwerb der deutschen Sprache sowie eine Schul- und Berufsausbildung. „Dies ist uns auch bei einer erfreulich hohen Zahl von UMA gelungen“, berichtete Landrat Dr. Christoph Schnaudigel. Allerdings treten diese Erfolge angesichts der aktuellen Entwicklung in den Hintergrund. Nur knapp war der Landkreis an Notunterbringungsmaßnahmen vorbeigeschrammt. Eine kurzfristige Entspannung verspricht die Mitteilung des Sozialministeriums, wonach UMA bis zur 50. Kalenderwoche auf andere Bundesländer verteilt werden sollen. „Wie es danach weitergeht, ist aber völlig offen“, so der Landrat, der klarmachte, dass der Kreis hier eine verlässliche Aussage brauche. |
19.09.2023 |