Kommunen an ihrer Belastungsgrenze: Landrat diskutiert in Kraichtal über dringend notwendigen Standardabbau
Belastende Verkehrssituation war großes Thema beim Gemeindebesuch
Landrat Dr. Christoph Schnaudigel nutzt seine Gemeindebesuche, die er in regelmäßigen Abständen in allen 32 Landkreiskommunen durchführt, um im direkten Austausch mit den politisch Verantwortlichen über anstehende Herausforderungen zu diskutieren und zu erfahren, welche Themen die Bürgerinnen und Bürger vor Ort besonders bewegen. Sein jüngster Gemeindebesuch führte ihn am vergangenen Donnerstag nach Kraichtal.
Eines der drängendsten Themen in allen Städten und Gemeinden ist eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung. Tobias Borho stellte dem Landrat das Kita-Projekt auf dem Kirschenfestplatz im Stadtteil Unteröwisheim vor. „Die Stadt will hier einen viergruppigen Kindergarten errichten, der vom CVJM betrieben wird. Über dieses gemeinsame Modellprojekt sind wir sehr froh. Damit können die im sogenannten Unterdorf lebenden Kinder hier in den Kindergarten gehen, ohne die L554 überqueren zu müssen. Bislang befinden sich alle Kindergärten in Unteröwisheim jenseits der L554“, berichtete der Bürgermeister.
Er nutzte die Gelegenheit, seinem Gast gleich die belastende Verkehrssituation in der Ortsdurchfahrt von Unteröwisheim zu zeigen, welche sich durch alle an Kreis- und Landstraßen liegenden Gemeinden in Kraichtal zieht. Die L554 Ortsdurchfahrt von Unteröwisheim hat zusammen mit der Ortsdurchfahrt von Pfinztal-Berghausen die höchste Verkehrsbelastung im Kreis, daher halten sowohl den Kreis als auch die Stadt eine Umgehung für dringend erforderlich, um das Verkehrsaufkommen deutlich zu verringern. Diese Maßnahme muss zusammen mit den Planungen zur B35 in Bruchsal betrachtet werden, um eine Gesamtlösung für die Raumschaft zu erreichen, waren sich Landrat Dr. Christoph Schnaudigel und Bürgermeister Tobias Borho einig. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, wird im Sommer eine Lichtsignalanlage im Bereich der Apotheke eingerichtet.
Beim Firmenbesuch bei Argo-Hytos zeigte sich einmal mehr, welche Wirtschaftskraft im Ländlichen Raum liegt. 125 Mio. Euro Jahresumsatz und Investitionen in Höhe von 10 Mio. Euro in den vergangenen drei Jahren für den Neubau und Maschinen belegen die Leistungsfähigkeit des Traditionsunternehmens. Chief Operating Officer Jörg Stech führt dies auch auf den Umstand zurück, dass die Firma bereits seit vielen Jahren ihre eigenen Technologien entwickelt und dadurch hohe Qualität gewährleistet. Als Beispiel nannte er die mit Weltmarktführer Trumpf entwickelte Laseranlage.
Beim anschließenden Gespräch mit dem Gemeinderat war die Verkehrssituation ein großes Thema. Auf breite Zustimmung stieß die Zusage von Landrat Dr. Christoph Schnaudigel, dass auf Initiative der Stadt in Oberacker dauerhaft eine sogenannte Pförtnerampel eingerichtet werde, um den Zufluss in den Engstellenbereich der Brettener Straße zu steuern. Als weitere Maßnahmen nannte er den Fußgängerüberweg in Höhe des Einmündungsbereichs K3517 in Oberöwisheim, die Sanierung der Fahrbahndecke auf der K3514 Landshausen – Kreisgrenze sowie den Lückenschluss des Geh- und Radwegs zwischen Menzingen und Waldmühle als Maßnahme der Gemeinde, die der Kreis finanziell unterstützt.
Einigkeit herrschte beim Thema Standardabbau. Ein „weiter wie bisher“ mit neuen Aufgabenübertragungen und weiteren Pflichten durch Bund und Land bringt die Kommunalverwaltung an die Belastungsgrenze. Finanziell sei das alles auf Dauer nicht zu stemmen, ganz zu schweigen von dem zusätzlich benötigten Personal, das angesichts des Arbeitskräftemangels immer schwerer zu finden sei, so der einhellige Tenor. Weitere Themen waren der Ausbau regenerativer Energien, Maßnahmen zum Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs und die Herausforderungen angesichts der weiterhin zunehmenden Zahl von Geflüchteten.
Bürgermeister Tobias Borho dankte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel für den Besuch und den informativen Austausch.