Der Kreistag fasste den Beschluss zum Neubau des Landratsamtes am Standort Beiertheimer Allee 2 in Karlsruhe
Der Kreistag hat eine Entscheidung für die Neugestaltung des Landratsamtsareals in der Beiertheimer Allee 2 gefällt. Nach einem mehrjährigen intensiven Planungsprozess beschloss das Gremium in seiner Sitzung, die am Donnerstag, 5. Oktober, in der Pestalozzi-Halle in Graben-Neudorf stattfand, ein neues Verwaltungsgebäude am bisherigen Standort in Karlsruhe zu bauen. Damit stimmte der Kreistag der Realisierung des Projekts auf Grundlage des Abschlussberichtes Leistungsphase 3, der damit verbundenen Kostenberechnung und der gestellten Bauanträge zu. Konkret bedeutet das, dass der Landkreis auf seinem Grundstück in zentraler Innenstadtlage einen Neubau mit ca. 63.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche errichtet und rund 390 Millionen Euro investiert. Der Baubeschluss fiel mit mehrheitlich mit 61 Ja-Stimmen, bei 11 Gegenstimmen und 5 Enthaltungen. Im Weiteren stimmte der Kreistag dem städtebaulichen Vertrag zwischen dem Landkreis und der Stadt Karlsruhe zu. Ein Beschlussantrag der SPD-Fraktion, von den bisherigen Planungen Abstand zu nehmen und das neue Dienstgebäude an einem anderen Standort sowie abweichend vom beschlossenen Raumprogramm lediglich für die Landkreisverwaltung zu bauen fand keine Mehrheit.
„Die Basis für die Entscheidung zum Baubeschluss wurde vom Kreistag und seinen Ausschüssen während der vergangenen fünf Jahren gelegt. Dass wir diese nun umsetzen, ist nur konsequent. Die Berechnungen zeigen, dass das Gremium damit den wirtschaftlichsten Weg geht, der Neubau setzt Maßstäbe hinsichtlich nachhaltigen Bauens und die Landkreisverwaltung wird optimal für die Zukunft aufgestellt“, fasste Landrat Dr. Christoph Schnaudigel zusammen. Ein kleineres Gebäude erfordere zwar für den Moment einen geringeren Invest, sei damit aber nicht automatisch wirtschaftlicher, weil keine Einnahmen zur Refinanzierung erzielt werden können und somit alle anfallenden Kosten vom Landkreis alleine getragen werden müssen.
Der Kreistag hatte im November 2018 nach umfangreichen Untersuchungen beschlossen, den Hauptsitz der Verwaltung nicht zu sanieren, sondern die in die Jahre gekommene und energieintensive frühere Badenwerkszentrale durch Neubauten zu ersetzen. Ein öffentliches städtebauliches Wettbewerbsverfahren 2019/2020 schaffte Klarheit über den Umfang der Bebauung. 2021 fand ein Architektenwettbewerb statt, aus dem die Wittfoht studio Architekten GmbH aus Stuttgart als Sieger hervorging. Wesentlicher Teil des Planungsauftrags war die Einhaltung der festgelegten Kostenkennwerte von 6.520 Euro brutto pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche und die Öffnung des Areals durch eine Grüne Mitte. Im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens wurden Drittnutzer ausdrücklich vorgesehen. So gibt es Mietabsichtserklärungen mit der Akademie der Unfallkasse Baden-Württemberg und der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Baden. Der Gemeindetag wird für seine Verwaltungsschule einen Gebäudeteil erwerben und auch eine betriebsärztliche Praxis, eine Bäckerei und eine Kindertagesstätte wird entstehen. In mehreren Schritten wurde die Planung auf zuletzt 63.118 Quadratmeter Bruttogeschossfläche erweitert, auch, um wesentliche Teile der auf verschiedene Standorte verteilten Landkreisverwaltung künftig unter einem Dach unterzubringen. Das Vorhaben kann ohne eine vergrößerte Flächenversiegelung realisiert werden und schafft im Gegenzug eine „Grüne Mitte“, die eine Durchbindung vom Ettlinger Tor zur Badenwerkstraße entstehen lässt und zur Steigerung der Arbeits- und Wohnqualität im Quartier beiträgt. Rund 200 Millionen Euro der Investitionskosten sind direkt dem Landkreis zuzuordnen, 150 Millionen Euro entfallen auf Verkäufe bzw. sind langfristig durch Mieter und Pächter gedeckt. Für inflationsbedingte Preissteigerungen und unvorhergesehene Risiken sind rund 40 Millionen Euro vorgesehen.
Weiter beauftragte der Kreistag die Verwaltung, im Haushaltsentwurf 2024 ebenso wie in der Finanzplanung 2025 bis 2027 die erforderlichen Haushaltsmittel und Verpflichtungsermächtigungen für die Neugestaltung des Areals einzuplanen und die Leistungsstufen 2 und 3 für die Objekt- und Fachplaner vorzubereiten.
Der Rückbau des Bestandsgebäudes in der Beiertheimer Allee - den Beschluss zum Abbruch des Hauptgebäudes hatte der Kreistag im November 2022 beschlossen - ist weit fortgeschritten: 75% der Abbrucharbeiten sind bereits vergeben. Der Langbau und die Tiefgarage sind schon größtenteils verschwunden, das Kasinogebäude befindet sich aktuell im Rückbau. Sowohl beim Abbruch als auch beim Neubau legt der Landkreis großen Wert auf Aspekte des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit. So legte der Kreistag im Mai 2023 fest, das neue Gebäude in Holz-Hybrid-Konstruktion zu errichten. Der Landkreis folgt zudem dem Leitfaden Nachhaltiges Bauen. Wesentliches Merkmal der Planung ist die Schaffung einer zusammenhängenden Grünfläche, die sowohl den Nutzern des neuen Gebäudes wie der unmittelbaren Nachbarschaft und darüber hinaus der gesamten Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Nach Realisierung des Neubauprojekts werden am Standort mehr Bäume vorhanden sein, als im jetzigen Bestand und durch die Dachbegrünung wird die Artenvielfalt und Biodiversität im Quartier zusätzlich gestärkt.