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05.12.2023

Die Landkreisverwaltung legte dem Jugendhilfe- und Sozialausschuss die aktuellen Entwicklungen der Flüchtlingszahlen und -unterbringung vor

Die Entwicklung der Flüchtlingszugänge und deren Auswirkungen beschäftigen den Landkreis Karlsruhe und seine Städte und Gemeinden weiter. Auch die unbegleiteten minderjährigen Ausländer spielen hierbei eine große Rolle. Zudem ist Anzahl der Geflüchteten, die untergebracht werden müssen, weiterhin hoch. Insgesamt geht der Landkreis davon aus, im Dezember in Summe noch bis zu 200 Geflüchtete aufzunehmen. Im gesamten Jahr 2023 hat der Landkreis bereits 1.882 Personen neu in die vorläufige Unterbringung aufgenommen. Die Landkreisverwaltung informierte den Jugendhilfe- und Sozialausschuss darüber in seiner Sitzung am Montag, 4. Dezember, in der Sporthalle der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee. Das Gremium nahm den Sachstandsbericht zur Kenntnis.

Die Gesamtzahl der im Landkreis gemeldeten Kriegsvertriebenen aus der Ukraine steigt weiter an. Aktuell sind 5.699 Kriegsvertriebene im Landkreis gemeldet. Die Verteilung ist dabei gleichbleibend bei 39 Prozent kommunaler und 56 Prozent privater Unterbringung. Anders verhält sich jedoch die Zahl der monatlichen Zuweisungen durch das Regierungspräsidium Karlsruhe. Nach zuletzt vergleichsweise geringen Zugangszahlen stiegen diese seit Juli 2023 monatlich, mitunter sprunghaft an. Die Verwaltung rechnet aktuell weiterhin mit einer monatlichen Zuweisung von bis zu 120 Personen. Gleichzeitig liegen auch die Zuweisungszahlen von Geflüchteten aus anderen Herkunftsländern deutlich über dem Vorjahresniveau. Im November 2023 wurden dem Landkreis rund 150 Personen zugewiesen. Auch für Dezember ist von hohen Zugangszahlen auszugehen. Die Hauptherkunftsländer sind derzeit Türkei, Syrien, Afghanistan und die Maghreb-Staaten.

Die hohen Zahlen machen sich auch in den Städten und Gemeinden bemerkbar, die in diesem Jahr um die 1.350 Personen aller Nationen in der Anschlussunterbringung aufnehmen mussten. Aktuell dienen dem Landkreis zwölf Unterkünfte für 1.383 Geflüchtete in der vorläufigen Unterbringung. Ende November kam eine neue Liegenschaft in Östringen mit rund 50 Plätzen hinzu, weitere sind unter anderem in Östringen im ehemaligen ICI-Gebäude und in Bad-Schönborn konkret in Planung. Die vorläufige Unterbringung der Kriegsvertriebenen aus der Ukraine bleibt im ehemaligen Praktiker-Baumarkt in Bruchsal-Heidelsheim mit bis zu 440 Plätzen. Momentan sind dort 260 Personen untergebracht. Die Auslastung der Liegenschaften liegt allgemein bei über 90 Prozent, was einer Vollbelegung gleichzusetzen ist. Um die Liegenschaften in gutem Zustand zu halten, erweist sich das Projekt „Do it“ mit der BEQUA gGmbH als erfolgreich: In den Unterkünften in Waghäusel, Berghausen, Sulzfeld und Waldbronn-Neurod sind 24 Geflüchtete eingesetzt, die für die Pflege und den Unterhalt des jeweiligen Gebäudes sorgen. Die Teilnahme an Sprachkursen und eine professionelle Einarbeitung erhöhen die Chancen, später auf den Arbeitsmarkt vermittelt zu werden.

Die Auswirkungen der hohen Zugangszahlen machen sich auch im Jobcenter bemerkbar. Zusammen mit den Kindern erhalten aktuell 4.000 Schutzsuchende aus der Ukraine Bürgergeld. Knapp 1.800 Ukrainer und Ukrainerinnen besuchen einen Deutschkurs. Die Zahl der durch das Jobcenter erfolgreich bewirkten Integrationen steigt dabei an. Rund 500 Personen gehen bereits einer Beschäftigung nach.

Die Belastungen zeigen sich aber auch in den Angeboten der sozialen Beratung, die an die Unterbringung andockt. Eine starke Überlastung ist auch in der Ausländerbehörde zu beobachten, was zu längeren Bearbeitungszeiten und erschwerte Nachbesetzung von Stellen führt.

Die Unterbringung und Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern (UMA) kommt im Jugendamt als zusätzliche Aufgabe mit hohem Aufwand seit über einem Jahr hinzu und hat Einfluss auf das gesamte System der Jugendhilfe. Das Jugendamt ist aktuell bereits für mehr als 200 UMA zuständig, welche bei verschiedenen Trägern der freien Jugendhilfe und in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht sind und betreut werden. Neue Plätze in Kooperation von Jugendamt und freien Trägern der Jugendhilfe zu schaffen, wird dabei durch den bestehenden Wohnungs- und Fachkräftemangel erschwert.